Lohbrügge
Hier finden Sie alles Wissenswerte über den Hamburger Stadtteil Lohbrügge, dessen erstmalige urkundliche Erwähnung sich 2007 zum 750. Mal jährte.
Das Gebiet des heutigen Lohbrügge wurde bereits 1257 urkundlich erwähnt. Es war ein aus wenigen Höfen bestehendes Bauerndorf in einer weitläufigen Wiesen- und Ackerlandschaft, vermutlich dort gelegen, wo heutzutage Binnenfeldredder und Leuschnerstraße aufeinander treffen. Das alte stormarnsche Rodungsdorf “Lohbrugghe”, was in etwa Wald-Übergang bedeutet, lag am Rande des sumpfigen Waldgebietes “Asbrook” (Eschen-Bruch). Heute erinnern noch der Asbrookdamm und der Asbrookweg zwischen Mümmelsmannsberg und Boberg an dieses Waldstück.
Das Dorf Lohbrügge wurde 1303 dem Kloster Reinbek übereignet. Im Steinbeker Kirchbuch von 1580 finden sich Hinweise über den Ort Sande, einem Wegverlauf von der heutigen Alten Holstenstraße westlich über die Geest. Um 1700 hatten Sande und Lohbrügge zusammen etwa 250 Einwohner, um 1850 waren es 600 Einwohner, und 1890 – bedingt vor allem durch die Industrialisierung – bereits fast 3500 Einwohner. 1846 wurde die Hamburg-Berliner Eisenbahn eröffnet mit einem Bahnhof im südlichen Bergedorf. Hope selbst ist wohl durch Sandverwehungen untergegangen. Der Name Höperfeld erinnert an das einstige Dorf. Die verwaltungsmäßige Trennung zwischen Lohbrügge und Sande wurde 1895 aufgehoben, zusammen mit Ladenbek entstand die Großgemeinde Sande.
Boberg wurde erstmals 1255 urkundlich erwähnt. Das Bauerndorf lag an der von Hamburg nach Bergedorf führenden Landstraße. Der Ort behielt bis zum Ende des 19. Jahrhunderts seine bäuerliche Struktur, dann wurde eine erste Arbeitersiedlung gebaut. 1929 wurde Boberg, das damals rund 900 Einwohner zählte, nach Sande, das gleichzeitig in Lohbrügge umbenannt wurde, eingemeindet. Mit Lohbrügge kam es aufgrund des Groß-Hamburg-Gesetzes 1937 zu Hamburg. In den 1990er Jahren wurde eine Vorstadtsiedlung („Boberger Dorfanger“) erbaut, wodurch der Ortsteil endgültig seinen ländlichen Charakter verlor. Boberg lässt sich heute in drei Teile untergliedern: “Neu Boberg” nördlich der Bergedorfer Straße („Boberger Dorfanger“), den entlang der Straße Am Langberg gelegenen „Alt Boberg“-Teil und südlich des Hangs gelegene Boberger Niederung mit ihren vielen traditionellen Bauernhäusern.
An den ehemaligen Ort Sande erinnern heute noch einige Straßen- und Ortsbezeichnungen, so etwa der Sander Damm an der ehemaligen Ortsgrenze zu Bergedorf, die Sander Straße und natürlich die Sander Tannen. Sande umfasste etwa das Gebiet zwischen dem Sander Damm im Osten und der Ortsgrenze zu Boberg im Westen, reichte bis an den Verlauf der heutigen Bergedorfer Straße sowie dem Ladenbeker Weg im Süden und der Lohbrügger Landstraße im Norden. Zu früherer Zeit war das südliche Sande nahezu vollständig mit Kiefern bewaldet; die Sander Tannen wurden in den Nachkriegsjahren jedoch fast vollständig zu Brennholz verarbeitet und konnten später mühsam wieder aufgeforstet werden. Einige Überbleibsel des originalen Waldbestandes finden sich heute nur noch in der Niederung am Ruselerweg / Krellweg. Auf dem Geesthang erinnern Straßennamen wie etwa Höperfeld an damalige landwirtschaftliche Nutzung.
Bis 1937 entwickelte sich die Gemeinde Lohbrügge unabhängig von Hamburg und Bergedorf. Während sich das einstige Ackerbürgerstädtchen Bergedorf bereits ab 1420 im gemeinsamen Besitz der Hansestädte Hamburg und Lübeck befand und 1868 alleinig Hamburg zugesprochen wurde, stand das Lohbrügger Gebiet im Wechsel unter holsteinischer, dänischer und zuletzt preußischer Herrschaft. Erst 1937 wurde die Gemeinde Lohbrügge der Stadt Bergedorf zugeschlagen und im Rahmen des Groß-Hamburg Gesetzes zu einem Stadtteil Hamburgs.
In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg führte ein starkes Bevölkerungswachstum in der Hansestadt Hamburg und kriegsbedingte großflächige Zerstörungen zu einem Wohnungsmangel. Daraufhin wurde die Ausweitung der Siedlungsgebiete außerhalb des Hamburger Stadtkerns notwendig. Das heutige Gebiet Lohbrügge-Nord war nach dem Krieg größtenteils landwirtschaftlich genutzte Fläche und kaum erschlossen. Im Rahmen des sogenannten Aufbauplans 60 wurde ein zirka 243 ha großes Gebiet unter dem Namen Lohbrügge-Nord als Baugebiet für eine Großsiedlung ausgewiesen. In den 1960er Jahren wurde mit der Realisierung der Siedlung Lohbrügge-Nord entsprechend dem Konzept der sogenannten Gartenstadt begonnen. Verschiedene sowohl private als auch gemeinnützige Bauträgergesellschaften begannen 1961 mit der Umsetzung des Bauvorhabens, das Mitte der 1970er Jahre abgeschlossen wurde.
Heute hat Lohbrügge, das zum Bezirk Bergedorf der Freien und Hansestadt Hamburg gehört, bei einer Fläche von ca. 13 Quadratkilometern rund 38.000 Einwohner.
Lohbrügge chronologisch
1257 | Lohbrügge wird in einer auf den 1. November 1257 datierten Urkunde der Grafen Johann und Gerhard von Holstein, Stormarn und Schauenburg erstmals urkundlich erwähnt. Diese verkauften mit dem Schriftstück den Asbrook an 12 umliegende Dörfer, zu denen neben Lohbrügge unter anderen auch Glinde, Schönningstedt, Boberg, Steinbek, Oststeinbek und Hope (Vorgängerdorf von Sande) gehörten. |
1303 | Die Grafen von Holstein verkaufen Lohbrügge und Hope an das Kloster Reinbek. |
1544 | Mit der Säkularisierung des Klosters (1528) fielen Lohbrügge und das nun Sande heißende Hope an das Amt Reinbek, das den Herzögen von Schleswig-Holstein-Gottorf gehörte. |
1750 | Lohbrügge, zu dem nun auch die kleineren Siedlungen Sande und Ladenbek gehören, wird (bis 1768) an Hamburg verpfändet. |
1773 | Holstein-Gottorf wird dänisch und damit auch Lohbrügge. |
1866 | Schleswig-Holstein wird preußische Provinz, so dass nun auch Lohbrügge zu Preußen gehört. |
1882 | Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Lohbrügge |
1892 | Gründung des Vereins für Leibesübungen (VfL) Lohbrügge |
1894 | Gründung der Kirchengemeinde Lohbrügge (und Eigenständigkeit von Steinbek) |
1895 | Lohbrügge wird mit Sande und Ladenbek zur Großgemeinde Sande zusammengefasst. |
1899 | Einweihung der Erlöserkirche Lohbrügge |
1907 | Fertigstellung des Wasserturms in den Sander Tannen |
1929 | Lohbrügge erhält seinen alten Namen wieder, als die Großgemeinde mit Boberg zu einer Gemeinde verschmolzen wird. An das alte Sande erinnern heute beispielsweise noch die Straße „Sander Damm“, und die Sander Tannen. |
1937 | Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz wird Lohbrügge nach Hamburg eingemeindet. |
1948 | Die Baugenossenschaft Bergedorf-Bille wird gegründet und verwirklicht in den folgenden Jahren und Jahrzehnten große Bauvorhaben, unter anderem Lohbrügge-Nord und den Bille-Bogen. Dadurch nimmt die Bevölkerungszahl Lohbrügges stark zu. |
1957 | Grüdung der Stadtteilschule („Volks- und Realschule“) Richard-Linde-Weg |
1960er | Planung und Bau der Großwohnsiedlung Lohbrügge-Nord |
1965 | Gründung der Grundschule Max-Eichholz-Ring |
1967 | Gründung des Gymnasiums Lohbrügge |
1972 | Gründung des Gymnasiums Sander Tannen, Einweihung des Fachhochschulgebäudes an der Lohbrügger Kirchstraße |
1987 | Gründung der Stadtteilschule („Gesamtschule“) Lohbrügge |
(Artikel Hamburg-Lohbrügge In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 28. Juli 2008, 13:39 UTC. URL: de.wikipedia.org/wiki/Hamburg-Lohbrügge [Abgerufen: 6. August 2008, 13:07 UTC], mit eigenen Ergänzungen)